19. Jahrhundert

Europa im 19. Jahrhundert

Ende des 19. Jahrhunderts tauchten die ersten Schauspieler und Komiker auf, die mit unterschiedlichen Kostümen Leute imitierten. Im Prinzip also die Karikatur von Berufen und deren Marotten. Vom König, über den Polizisten bis hin zur Hure wurde jeder Charakter durch den Kakao gezogen. Hierzu wechselten die Künstler auf der Bühne Hüte, Jacken, später auch ganze Kostüme. Irgendwann begannen diese Künstler, schnelle Kleiderwechsel hinter der Bühne vorzunehmen, denn es war für das Publikum viel unterhaltsamer. Nun kam neben dem Lachen auch das STAUNEN hinzu. Staunen ist eine der höchsten Emotionen, die Menschen bewegt.

Die Techniken der Kleiderwechsel waren die best behütetsten Geheimnisse dieser Künstler. So hatten die Künstler einen hohen Marktwert, denn sie konnten alleine abendfüllend mit kleiner Besetzung spielen.

Fregoli war der größte Verwandlungskünstler damaliger Zeit. Er war berühmt für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten in Nachahmungen und seine Schnelligkeit beim Austausch von Rollen – so sehr, dass während seiner Auftritte in London in den 1890er Jahren unfreundliche Gerüchte verbreiteten, dass es mehr als einen Fregoli gab. In der Fachliteratur finden sich hierfür Belege. Es gibt sogar Filmaufnahmen, die das belegen, aber das nur am Rande.

Quick Change hatte seine Blütezeit bis 1920 und die berühmtesten Verwandlungskünstler der Zeit waren bis dato: Leopoldo Fregoli und die unter seinem Namen aufgetretenen anonym gebliebenen Kollegen, Ugo Biondi, Farima Miris (Fregolia), Charles T. Aldrich, George LaFollette, Kawezkij, Valentin (der erste Russe 1909), T. Brok, Berkovich, Ljudmilla Michailowna, V. Serbinoi, Cabaret Balaganchik (Petrograd), Nerydai, Voronin brothers, Arkadii Isaackovich, I. Raikin. Die Kunst war also von Westeuropa bis Ostasien weit verbreitet.

Berühmte Darsteller:

Es gab zum Beispiel eine Mrs. Fregolia. Sie trat als Verwandlungskünstlerin zwischen 1909–1916 auf. Fregolia war die erste populäre Frau, die Quick Change mit speziellen Kostümen durchführte. In einer kurzen zweiteiligen Nummer von je fünfzehn Minuten spielte sie bis zu 100 Charaktere in den jeweils dazu passenden Kostümen; das geht auf ihre Werbeplakate zurück. Kaum zu glauben, dass sie tatsächlich eine Belohnung von 1000 US Dollar aussetzte, wenn jemand den Beweis erbrachte, dass sie nicht selbst alle Rollen spielte. Im Gegensatz zu ihrem „Namensgeber“, der großen Legende Leopoldo Fregoli, welcher zur Steigerung seiner Geschwindigkeit ein Double während seiner Umziehphasen einsetzte, konnte man ihr dieses nicht nachweisen. Sie hatte keinen Doppelgänger. Sie zog sich selbst schnell um. Ihr Vorbild bei der Namensgebung war Leopoldo Fregoli, der ebenfalls eine Show mit 100 Figuren abendfüllend spielte. Sowohl Fregoli, als auch Fregolia gingen schon bald zum Film. Im deutschen Spielfilm von 1916 spielte sie in „Was das Weib vermag“ die Alice Stone und in dem nach ihr benannten Film „Fregolia“ (1916) sich selbst. Das „Original“ Fregoli zeigte in vielen Kurzfilmen seine Verwandlungen in Sketchen.

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